Ich melde mich hier auch einmal zu Wort.
Wir sind hier wohl nicht die einzigen auf der großen weiten Welt, die einerseits kritisch, andererseits begeistert die Entscheidung des Komitees in Oslo vernommen haben. Barack Obama, überraschender hätte es kaum sein können. Altbundeskanzler (bitte korrigiert mich, falls der Begriff falsch ist... die Politik Deutschlands ist nicht meine Stärke) Helmut Kohl stand auf der Liste und STELLT EUCH VOR: Sogar Italien hat einen Nominierten: Silvio Berluschaos... ähm Berlusconi natürlich. (ICH hab den jedenfalls nicht nominiert)

Überraschenderweise erhielt ihn also Barack Obama.
Obama.
Obama.
Was taucht da in meinem Kopf auf? Atomwaffenfreie Welt, die Schließung von Guantanamo, der völlig neue Ton, der plötzlich in der Politik herrscht. Was aufgetaucht ist, das ist eine Veränderung.
Was ist los?
Erinnert ihr euch noch daran, wie begeistert die Welt war, wie begeistert wohl wir alle waren, als dieser überaus intelligente, charismatische und herzliche Mensch die Wahlen gewann? Erinnert ihr euch noch daran, wie sehr er die Menschen in seinen Bann gezogen hat? Change we need und Yes we can waren sein Motto. Und genau das war es auch, was die Welt in Zeiten der Krise und der Unsicherheit brauchte: Veränderung und neues Selbstbewusstsein.
Obama hat den Menschen das gegeben, was sie suchten und in ihm fanden: frischen Wind und Hoffnung. Er hat viel versprochen in seinem Wahlkampf und ganz bestimmt war es ihm auch bewusst, dass es schwierig werden würde, all das durchzusetzen. Wie selten ein Präsident stürzte er sich nach seiner Wahl in die Arbeit. Unsere Tageszeitung "Dolomiten" nannte ihn (wenn ich mich richtig erinnere) "einen der arbeitswütigsten Präsidenten der Geschichte Amerika". Und das mit Recht. Nach den ersten hundert Tagen der Präsidentschaft hieß es in den Medien, sämtliche Jahre der Bush-Regierung hätten nicht so viele Veränderungen mit sich gebracht wie die ersten hundert Tage des Präsidenten Barack Obama.
Wow. Respekt.
Vielleicht sollten wir auch einmal ein ganz anderes Verhältnis betrachten: Am 1. Februar lief die Nominierungsfrist für den Friedensnobelpreis ab. Barack Obama ist erst seit Mitte Januar im Amt. Der Gute brauchte nicht einmal ein halbes Monat, um einen Regierungschef oder einen ehemaligen Nobelpreisträger von sich selbst zu überzeugen. Leute, ich finde, allein die Tatsache ist bewundernswert.
alle haben gejubelt und weiter wird nicht geguckt.
In der Hinsicht gebe ich dir vollkommen Recht, Miyann. Alle haben gejubelt, nur leider haben nur sehr wenige mitbekommen, dass es harte Arbeit ist, diese ganzen Versprechen auch umzusetzen. Wochenlange Diskussionen, Bürokratie, harte Debatten, anstrengende Sitzungen. DAS interessiert die Medien und leider auch viel zu viele Menschen herzlich wenig. Und daher kriegen wir davon auch nichts mit. Wie hart Barack Obama an der Umsetzung seiner Ideale, seiner Versprechen und seiner Hoffnungen arbeitet, die frage wird nur er selbst euch beantworten können, aber ich glaube, dass er durchaus fähig ist, seine Ideen umzusetzen, wenn man ihm die Zeit dazu gibt. Viel hat er bereits geschafft, wie Grit uns ja schon gezeigt hat, viel wird er noch schaffen, davon bin ich überzeugt. Wer in so kurzer Zeit so viel bewegt, was macht der erst in einer ganzen Amtszeit?
Ich glaube einfach nicht - dass Obama noch existieren würde- wenn er kein instrumentalisierter Politiker wäre
Diese Anschuldigung, liebe Dany (stimmt doch, oder?

), finde ich sehr hart. Ich bin durchaus nicht der Mensch, der andere vergöttert, sie blind verehrt usw. Obama hat ganz bestimmt auch seine Schattenseiten (wie auch ein Gorbatschow sie hatte, als er den Friedensnobelpreis erhielt. Man denke an den Aufmarsch der sowjetischen Militärs in den baltischen Staaten). Ich erinnere mich dabei an den Krieg in Afghanistan. Es gibt kein Weiß oder Schwarz in der Welt. Obama ist kein Engel, aber ganz gewiss ist er ein Mensch und damit meine ich ein Mensch mit Seele, der sich seinem "Beruf" als Präsident mit Leib und Seele verschrieben hat.
Aber wer hätte das nicht getan? ich hätte dasselbe getan
Das sind große Worte. Ich finde, der Vorwurf, Obama ließe großen Worten keine Taten folgen, trifft in dem Fall auf uns selbst zu. Vielleicht sollten wir mit solchen Äußerungen etwas vorsichtiger sein...
Die chinesischen Dissidenten sind Leute, die wirklich etwas geleistet haben, sicher mehr als Obama.
Ich kann nicht abstreiten, dass die chinesischen Dissidenten überaus viel geleistet haben. Aber ich glaube, wir sind mit der Denkweise auf dem falschen Weg. Hier geht es nicht darum, wer ihn "verdient", sondern wer den Preis bekommt. Die Verdienste von Obama und den Dissidenten lassen sich erstens nicht miteinander vergleichen, da sie einfach zu unterschiedlicher Natur sind. Zweitens halte ich jegliches Konkurrenzdenken in der Hinsicht unangebracht. Barack Obama hat diesen Preis verdient. Er setzt sich, ähnlich wie die chinesischen Dissidenten, für die Einhaltung der Menschenrechte in seinem eigenen Land ein. Er setzt sich für die Menschen in seinem Land ein (ich sehe gerade, dass das Amerikas Arbeiterschutzgesetz noch nirgends erwähnt wurde, das Obama durchgesetzt hat) und dafür finde ich, hat er den Nobelpreis sehr wohl verdient.
Wenn wir hier darüber diskutieren, ob und warum er ihn bekommen sollte, so halte ich die Entscheidung des Komitees für richtig. Einen Menschen wie Obama zu unterstützen und zu ehren ist ein überaus wertvoller Beitrag, den die Nobelstiftung für den Frieden in der Welt, für das Zusammenleben der Menschen und für eine gute Zukunft tun kann.
Jedem, der sich jetzt die Mühe gemacht hat, meinen gesamten Beitrag zu lesen ein großes Lob

LG
Marita